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27.04.2024
Boke - Dorf

Die Geschichte der Boker Feuerwehr

von Bernhard Kößmeier

Standort der alten Boker Feuerwehr war Ringboke. In befestigten Gemeinwesen mit Adelssitz und Bürgerhäusern wurde im Mittelalter der Brandschutz als eine äußerst wichtige Aufgabe angesehen. Für Ringboke kann also vermutet werden, dass es schon sehr früh eine Feuerwehr gegeben hat.

Die erste Eintragung in der Boker Chronik stammt aus dem Jahre 1820. Es heißt dort:
In diesem Jahre ist zu Ringboke auch das neue Feuerspritzen Haus mit Glocke gebaut.1
Man stattete damals das Haus mit der alten Annaglocke aus, die man zwei Jahre zuvor der abgerissenen Burgkapelle entnommen hatte. In der vorausgegangenen Diskussion um die bevorstehende Beseitigung der Kapelle beschrieb Pfarrer Wiegenstein im Jahr 1794 deutlich die Funktion der Annaglocke: „Bei Unglücksfällen ruft die Glocke die Einwohner des Ringes zusammen.“2 Da die Glocke nicht nur zu kirchlichen Anlässen läutete, sondern auch als Alarmglocke diente, muss sie heute als ältestes Zeugnis der Boker Feuerwehr angesehen werden. Das Spritzenhaus verschönerte man außen mit dem Wappen des Paderborner Fürstbischofs Theodor Adolf von der Recke.3 Er hatte die Boker Burg 1658 wieder aufbauen lassen, der alte Wappenstein stammte ebenfalls vom ehemaligen Burggelände.

Spritzenhaus auf Ringboke
Das Spritzenhaus auf Ringboke im Blick von Norden,
rechts die Gaststätte Gröpper, heute Goldener Hahn,
links Haus Brockmann, im Hintergrund Haus Henkemeier.

Zur Ausstattung berichtete der Chronist im Jahre 1840: „Es wurden für die Gemeinden des Kirchspiels 8 Handspritzen mit einem Kostenaufwande von (nicht eingetragen) rth angelegt“.4 Es ist zwar nicht ersichtlich, in welche Orte die Spritzen gegangen sind, aber man kann davon ausgehen, dass der zentrale Ort Boke bei der Verteilung nicht leer ausgegangen ist.

Neue Aufgaben kamen auf die Feuerwehr in der Zeit des Zweiten Weltkrieges zu. Auch im ansonsten ruhigen ländlichen Raum gab es 1940 kriegsbedingte Einsätze: „In der Nacht zum 23. Juli wurden wieder 11 feindliche Sprengbomben in der Nähe des Bauern Heinrich Schmidt, Franz Bertelsmeier Untereichen und in die Mantinghauser Berge geworfen. Außer den beim Bauern Bertelsmeier zersplitterten 14 Fensterscheiben wurde kein Schaden angerichtet. Die einzelnen beworfenen Grundstücke wurden von der Feuerwehr nach Zeitzündern und Blindgängern abgesucht und solange abgesperrt bis alle Gefahr vorüber war.“5 Ab November versuchte man nach einem erneuten Vorfall, sich durch eine ständige Wache besser zu schützen. Am 24. wurden im Heitwinkel wieder feindliche Brandplättchen gefunden. Vom 25. ab wurde eine ständige Luftschutzwache des Nachts in der hiesigen Gemeinde eingerichtet. Diese bestand aus einem Feuerwehrmann und 2 anderen Einwohnern, welche jede Nacht wechselten. Das Wachlokal befand sich in der Wohnung des Brandmeisters der Feuerwehr, Hermann Wolke Untereichen.6 (heute Mantinghauser Straße 23)

Der letzte schriftlich belegbare Einsatz der alten Boker Feuerwehr war 1949 beim Brand der Boker Mühle (heute Boker Straße 129). In der Chronik ist zu lesen: Am 5. d. M. gegen 6 Uhr abends war hier ein kurzes aber schweres Gewitter. Im Verlaufe desselben schlug der Blitz in das Wohnhaus des Gast- u. Landwirts Fritz Leiwesmeier Heitwinkel, welches bis auf die massiven Umfassungsmauern vollständig eingeäschert wurde. Das Inventar konnte meistens gerettet werden, auch gelang es den Feuerwehren von Salzkotten, Delbrück, Thüle und Boke das Feuer von den Nebengebäuden und der Mühle fern zu halten.7

In der Schlussphase ihres Bestehens war die Wehr mit einer Handspritze ausgestattet, deren Pumpe von vier Personen zu bedienen war. Die Leistung der Pumpe war beachtlich. Probleme bereitete manchmal die Wasserzufuhr. Es gelang dann nicht, mit den zehn zur Verfügung stehenden Ledereimern genügend Wasser herbeizuschaffen. Die Spritze musste von zwei Pferden gezogen werden. Man nahm dazu die Pferde, die auf Ringboke gerade zur Verfügung standen. In den Jahreszeiten, in denen die Äcker bestellt wurden, die Pferde daher auf Ringboke nicht vor Ort waren, konnte es bezüglich der Zugtiere zu Engpässen kommen. Im Brandfall läutete Henkemeiers Oma die Annaglocke. Der bespannte Wagen fuhr sofort ab, die anderen Rettungskräfte folgten mit Fahrrädern so schnell wie möglich.8

In der Nachkriegszeit ist es nicht gelungen, die Boker Feuerwehr zu modernisieren.
Der letzte „Leiter“ der Feuerwehr, Hans Schnittker, ließ sich um 1950 noch in Warendorf ausbilden. Zu einem geordnetem Neuaufbau ist es dennoch nicht gekommen.9 Es gab zwar noch junge Boker, welche die Feuerbekämpfung trainierten, Alois Ruhmann und Heinz Pottmeier sind in Erinnerung geblieben10, aber die Boker entschieden sich anders. Die Wehr wurde aufgelöst und das Spritzenhaus 1953 im Zuge der Straßenverbreiterung auf Ringboke abgebrochen. Die Chronik gibt dazu die folgende Auskunft: Weil das Spritzenhaus wegen Verbreiterung der Strasse in Ringboke hinderlich war, musste es abgebrochen werden . Infolgedessen wurde es am 26. Januar meistbietend versteigert, wobei Andreas Groepper als Höchstbietender mit 290,- DM den Zuschlag erhielt.11

Grundriss Spritzenhaus
Grundriss des Spritzenhauses14

Die historischen Teile des Spritzenhauses wie Annaglocke und das fürstbischöfliche Wappen fanden auf der gegenüberliegenden Straßenseite im neuen Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege – es wurde 1953 erbaut – ihren Platz: „Am Sonntag den 9 d. M, dem ersten Schützenfesttage, wurde das von der Gemeinde in Ringboke neu errichteten Ehrenmal, welches die Namen der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege von Boke enthält, feierlich eingeweiht. Oben im Turme wurde die Angelus Glocke, welche ursprünglich aus der Burgkapelle der Herren v. Hörde zu Boke stammt und dann später im Spritzenhause einen Platz gefunden hatte, wieder angebracht.“12

Innen hatte das Spritzenhaus eine Arrestzelle. Das erste Fenster von vorn war vergittert, hin und wieder schauten von Polizeidiener Falkenrich verhaftete Gefangene heraus.13


 Quellenangaben:

  1. vgl.: Heimatverein Boke (Hg.): Boker Chronik 1800 – 1919, Boke 1999, S. 27.
  2. Josef Tönsmeyer: Das Lippeamt Boke, Rheine 1968, S. 95.
  3. Aussage von Bernhard Kößmeier, Altbürgermeister.
  4. Heimatverein Boke (Hg.): Boker Chronik 1800 – 1919, Boke 1999, S. 82.
  5. Heimatverein Boke (Hg.): Boker Chronik 1920 – 1956, Boke 1999, S. 227 – 228.
  6. vgl.: Heimatverein Boke (Hg.): Boker Chronik 1920 – 1956, Boke 1999, S. 235 – 236
  7. vgl.: Heimatverein Boke (Hg.): Boker Chronik 1920 – 1956, Boke 1999, S. 401.
  8. Aussage von Reinhold Brockmann.
  9. Aussage von Cäcilia Schnittker.
  10. Aussage von Bernhard Kößmeier, Altbürgermeister.
  11. vgl.: Heimatverein Boke (Hg.): Boker Chronik 1920 – 1956, Boke 1999, S. 448.
  12. Heimatverein Boke (Hg.): Boker Chronik 1920 – 1956, Boke 1999, S. 456 – 457.
  13. Aussage von Reinhold Brockmann.
  14. Aus der Erinnerung von Reinhold Brockmann.

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