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14.10.2025
Lippedorf Boke

Chronikauszug des Jahres 1905

Die folgenden Blätter stellen einen Auszug aus der Boker Chronik (Chronik Boke I) des Jahres 1905 dar.

Bei der Übertragung der Originalschriften in die heutige Druckschrift wurde die Struktur der Chronik möglichst beibehalten.
Eine Seite des handschriftlichen Originals entspricht somit auch einer Seite in der Übertragung.
Auch die Interpunktion und die Orthographie des Originals wurde ohne Korrektur übernommen.
Was so alles in dem Jahr 1905 passierte, können Sie in dem folgenden Chronikauszug nachlesen.

[215]

1905.

Der gelinde Vorwinter ging in das neue Jahr über.
Von einzelnen stürmischen Tagen abgesehen, zeigte
das Thermometer in der ersten Hälfte des Monats
nur Wärmegrade. Die andere Hälfte meist gelin=
des Frostwetter.
Februar anfangs dunkles Wetter und regnerisch,
sonst den ganzen Monat gelindes Wetter. Das Ther=
mometer kam selten auf 0 %.
Am 3. März Schnee, aber bald wieder Tauwetter.
Den 12. d. Mts. starker anhaltender Regen mehrere
Tage anhaltend. Die Lippe trat dann mehrere
Tage vollständig aus ihren Ufern.
Am 1. April wurde die Fräulein Lehrerin
Philippine Gerber von hier nach Wünnenberg
versetzt, nachdem sie die hiesige zweite Leh=
rerinstelle zwei Jahre verwaltet hatte. Fräu=
lein Lehrerin Theresia Brand gebürtig aus
Benhausen Kreis Paderborn wurde von
Königlicher Regierung zu Minden nach hier
berufen. - Am 2. April ist von mehreren
Leuten abends am nordwestlichen Himmel
ein Nordlicht bebachtet worden. Den 5. April
fiel starker Regen und gegen 10 Uhr abends ein
ziemlich schweres Gewitter. An den folgen=
den Tagen stürmisch mit starkem Schneefall.
Dann einige Tage ziemlich starkes Frostwetter.
Ende April recht kalt, so daß das Wachstum
der Wiesen und Weiden zu Wünschen übrig=
ließ. Die Obstblüte kam erst Ende des April

[216]

 und anfangs Mai zum Vorschein. Nachtfröste haben
der Blüte nicht geschadet und so ist auf eine gute Obst=
ernte zu hoffen. -
Anfangs Mai immer kalte Tage und Nächte, so=
daß einiges Vieh von den Weiden wieder ein=
geholt werden mußte. Im Mai wenig Regen.
Der Roggen steht dünn und der Halm ist kurz
geblieben. Auf eine gute Ernte auf den Sand=
boden ist nicht mehr zu hoffen.
Bis zum 5. Juni herrschte noch große Dürre,
dann gewitterhaft mit erquickenden Re=
gen. An verschiedenen Stellen hat der
Blitz eingeschlagen, so in eine Pappel an
der Amthauswiese bei Ringboke und in
den Diebeskämpen in eine Eiche des
Ackerwirts Anton Henkemeier. Am
17. d. Mts. nachmittags ein Gewitter mit
starkem Regen. An diesem Tage gegen
Abend traf der Hochw. Bischof Wilhelm von
Paderborn von Thüle kommend hier ein,
um am folgenden Tage, am Feste unsers
Kirchenpatrons Landelinus, die hl. Fir=
mung zu spenden. Die Zahl der Firmlinge
aus der ganzen Pfarre betrug 300. Der
Hochw. Herr wurde von Thüle durch ein große
Zahl Radfahrer und Reiter abgeholt; ebenso am
Firmungstage den 18. d. Mts. bei der Abreise von
hier von einer noch größeren Zahl Radfahrer

[217]

und Reiter bis zur Grenze der Pfarre nach Bentfeld
             Auf
begleitet. | der Straße, welche der bischöfliche Wagen mit
dem Hochw. Herrn passierte, waren mit viele Ehrenbogen
mit sinnigen Inschriften errichtet worden, Besonders
war der KirchPlatz an der Kirche und den Schulen
bis zur Pfarrwohnung mit Ehrenpforten, Fahnen und Guir=
landen reichlich geziert. - Am 25. 26. 27. gewitter=
haft mit reichlichem Regen. Besonders gute Zeit
zum Pflanzen der Runkeln= und Steckrübenpflanzen.
Die ersten Tage des Monats Juli brachten ziemlich
schwere Gewitter. Am 5. Juli den ganzen Tag ge=
witterhaft mit gedeihlichen Regen. Von da an
war der ganze Monat mit Ausnahme von eini=
gen Tagen regnerisch. Ende des Monats begann
die Roggenernte.
Der Monat August war anfangs regnerisch.
Am 7. d. Mts. brannte das Haus des Schreiners Joseph
Schmidt bereits gänzlich nieder. Dasselbe wurde
von dem Handelsmann Georg Remmert bewohnt.
Das Inventar wurde gerettet, aber der ganze Rog=
gen und sämtliches Heu ist verbrannt. Leider hatte
Remmert nicht versichert. Von 13 - 19. gutes Wet=
ter, sodaß der meiste Roggen unter Dach kam.
Die Roggenernte war befriedigend.
Auch der Monat September war anfangs regnerisch.
Die Grummeternte war deshalb beschwerlich und
ist deshalb auch viel naß eingefahren, aber auch
viel auf den Wiesen verdorben. Die Kartoffeln=
ernte, welche Ende des Monats begann lieferte
einen befriedigenden Ertrag.

[218]

Der Monat Oktober brachte viel Regen. Am 15 d. Mts.
trat die Lippe aus ihren Ufern; hat viel geschadet, da
noch viele Kartoffeln, Runkeln und Kohlrabi unter
Wasser kamen. Auch der schon an der Lippe gesäete
Roggen hat Schaden gelitten. Ende des Monats
einige schöne Tage, sodaß noch Grummet ein=
gefahren werden konnte.
Im November war die Witterung ziemlich günstig,
so konnte das Vieh noch auf der Wiese bleiben.
Auch wurden180 die Hackfrüchte, Runkeln u. Kohlra=
bi trocken eingefahren werden. Am 29. d. Mts.
herrschte hier orkanähnlicher Sturm.
Im Monat Dezember war die Witterung gelinde.
Das Thermometer kam nicht an 0 Grad.
Am 1. Dezember fand die Volkszählung statt. Boke
hat eine Einwohnerzahl von 978.- 513 männlich
u 465 weiblich. In diesem Jahre sind 20 Geburten
12 Sterbefälle und 4 Trauungen vorgekommen.
Nach dem Gemeindehaushaltungsplane betrug die Einnahme
und Ausgabe 12600 Mark. Gehoben wurden 225 % sämtlicher
ausschließlich Gewerbesteuer im Umherziehen.
Die Martini Markt und Fruchtpreise betrugen für
den Doppelzentner:

Weizen              17        Mark       Hafer.          13,40    Mark
Roggen             15,80    ”             Kartoffeln.     5,20   ”
Gerste               15,60    ”

Der Gemeindevertretung wurde der Inhalt der Chronik
mitgeteilt und zur Unterschrift vorgelegt.

Der Vorsteher:                   Die Gemeindevertretung:
Schäfermeyer                              Jostmeier
                                                  Griese
                                                  Pottmeier
                                                  Neisemeier

_____________________________

180 Offensichtlich ein Flüchtigkeitsfehler des Chronisten, gemeint ist wohl - wie im vorangehenden Satz - „konnten“.

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