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14.10.2025
Lippedorf Boke

Chronikauszug des Jahres 1906

Die folgenden Blätter stellen einen Auszug aus der Boker Chronik (Chronik Boke I) des Jahres 1906 dar.

Bei der Übertragung der Originalschriften in die heutige Druckschrift wurde die Struktur der Chronik möglichst beibehalten.
Eine Seite des handschriftlichen Originals entspricht somit auch einer Seite in der Übertragung.
Auch die Interpunktion und die Orthographie des Originals wurde ohne Korrektur übernommen.
Was so alles in dem Jahr 1906 passierte, können Sie in dem folgenden Chronikauszug nachlesen.

[219]

1906.

Der Monat Januar brachte in den ersten Tagen Frost.
Am 5. d. Mts. trat schon wieder Tauwetter ein. Am
6. d. Mts. starker Sturm mit Regen, dann gelindes Wet=
ter bis zum 22, wo wieder Frost eintrat. Am 25. star=
ker Schneefall, aber am folgenden Tage schon wieder
Tauwetter bis Ende des Mts.
Anfangs Februar gelinde; den 9 u. 10. starker Schnee=
fall mit Frost. Den 11. Tauwetter; bis Ende wechselten
Schnee und Regen ab. - Am 27. Februar feierte un=
ser Kaiserpaar die Silberhochzeit.
An den ersten drei Tagen im März viel Regen.
Den 4. Austritt der Lippe. 5. 6. 7 schönes Wetter. Das
Thermometer zeigte 10 % C. Am 15. 16 starker Regen,
sodaß am 17. wieder Hochwasser. 23. 24 starker Schnee=
                                                   Ende
fall. 25. Tauwetter; dann gelinde bis | des Mts.
Am 1. April trat der Herr Amtmann Rocholl
in den Ruhestand; nachdem er die Ämter Boke-
Salzkotten 20. Jahre verwaltet hatte. Als Nachfolger
wurde von der Königl. Regierung der Herr Amtmann
Albers bisher in Lichtenau, berufen.181 Anfangs
April war die Witterung rauh und kalt, dann
warme Tage. Der Graswuchs entwickelte sich zu=
sehend; ebenso auch die Obstblüte. Sowohl die
Wiesen als auch die Obstbäume versprachen eine
gut[e] Ernte. - Vom 22 bis 29. April wurde in
hiesiger Pfarrkirche von Hochw. Franziskanerpatres
Eusebius, Wigbertus u. Lukas eine hl. Mission abge=
halten. Jeden Tag fanden drei Predigten statt. Die
Beteiligung aus der ganzen Pfarrgemeinde war sehr
groß.

_____________________________
181 Vgl. Fußnote Nr. 142.

[220]

Am 1. Mai wurde der Ackerwirt Konrad Köhnhorn
zu Heitwinkel auf den sogenannten Winkerfelde beim
Kartoffelpflanzen vom Blitze erschlagen. Die Kleidung
war zerrissen und der Leichnam zeigte viele Brand=
wunden. Der g. Köhnhorn hinterläßt Frau und drei
Kinder. Die Schwester war betäubt und war an=
fangs an einer Seite gelähmt.- An den
folgenden Tagen bis zur Hälfte des Monats täg=
lich Gewitter. Die andere Hälfte des Mts. reg=
nerisch. Am Ende des Monats wurde am Kanale
in der Boker=Heide der erste Grasschnitt verkauft.
Da auch die Wiesen an der Lippe gutes Gras
haben und der Klee geraten ist, wurde am
Kanale gegen die Vorjahre bedeutend niedri=
gere Preise erzielt.
Anfangs Juni konnte die Heuernte beginnen,
da sich das Gras vielfach gelagert hatte. 4. u 5.
Juni Regen und Kälte, das Thermometer zeigte
nahe 0 Grad. Dann abwechselnd Regen und Sonnen=
schein; deshalb sehr gute Zeit zum Pflanzen der
Runkeln und Kohlrabi. Mitte des Mts. bis zum
27. gutes Heuwetter. 28. gewitterhaft mit ge=
deihlichen Regen.
Am 9. Juli weilte hier aus Minden der Herr
Oberregierungsrat Neumöller, ein Herr Re=
gierungsrat und ein Herr Baurat, der Land=
ratsvertreter Herr Leyer, der Herr Kreisschulinspektor

[221]

Mitzenius aus Büren und der Herr Amtmann Albers aus
Salzkotten. Nachdem die genannten Herren ein Tour
durch die Boker Heide gemacht und die Gegend besichtigt
hatten, wo die Bewohner von Untereichen eine Abbauschule182
wünschen, wurde hier in einer Versammlung, wozu
auch der Schul= und Gemeindevorstand geladen war, nach
eingehender Beratung beschlossen und zwar ein=
stimmig von der Abbauschule zu Untereichen
(in der einsamen Heide) Abstand zu nehmen und
dafür an der Kirche ein drittes Klassenzimmer
nebst Wohnung für die zweite Lehrerin zu
bauen. - In der ersten Hälfte des Monats
besonders gutes Heuwetter. Am 18 Abends und
Nachts ein ziemlich schweres Gewitter mit starkem
Regen. Auch am 24 d. Mts. Gewitter mit Regen.
Dann bis zu Ende gutes Wetter.
Anfangs August gutes Erntwetter. Der Rogen ist
meist trocken eingebracht. Mitte August reg=
nerisch. Vom 28 - Ende gutes Wetter, dabei sehr
heiß.
Anfangs September begann die Grummeternte,
welche eine reichlichen Ertrag lieferte. Durch gutes
Wetter wurde diese Ernte noch sehr begünstigt.
Die zweite Hälfte d. Mts. wechselte mit Regen
und Sonnenschein ab. Die Nachfrucht (Herbstfrucht)
als Stoppelrüben und Spörgel wurde von der
Witterung sehr begünstigt.
Die ersten Tage im Oktober sehr regnerisch, dann
bis zu Ende des Monats gutes Wetter. Die

_____________________________
182 Tönsmeyer, S. 64: „Nur ungern sahen die Einwohner der Bauerschaft Untereichen die Erweiterung der Schule in Kirchboke, da sie den Wunsch hegten, durch Errichtung einer ‘Abbauschule‘ am Rande der Boker Heide in Untereichen ihren Kindern den täglichen Schulweg von mehr als einer Stunde zu ersparen. Außerdem sollte dadurch die Abwanderung von schulpflichtigen Kindern aus der politischen Gemeinde in die benachbarten Dorfschulen vermieden und Boke von der Zahlung des Fremdschulgeldes für diese Gastschüler befreit werden.“

[222]

Kartoffeln lieferten eine befriedigende Ernte, die
Runkeln und Kohlrabi eine gute. Zudem konnte
das Vieh bis zu Ende des Monats noch geweidet
werden.
In den beiden Monaten November u. Dezember
war die Witterung meist gelinde. Ende Dezember
einige Tage Frost und auch Schneegestöber.
In diesen Monaten herrschte unter den Kindern
die Masernkrankheit. Die II u. III Klasse der
hiesigen Schule wurde auf vier Wochen geschlossen.
Gestorben sind an der Krankheit keine Kin=
der. - Die Viehzählung am 1. Dezember hatte
folgendes Ergebnis: 88 Pferde 693 Stück
Rindvieh, 1599 Schafe und 1156 Schweine.
Der Gemeindehaushaltsplan pro 1906 war in
Einnahme und Ausgabe auf 12700 Mark
festgesetzt. In diesem Jahre sind 37 Geburten,
20 Sterbefälle und 8 Trauungen vorgekommen.
Die Martini Markt= und Fruchtpreise betrugen
für den Doppelzentner:

Weizen       .....    17,20    Mark
Roggen      .....    15,60    ”
Gerste        .....    15,70    ”
Hafer         .....     13,00    ”
Kartoffeln    ...      5,00     ”

Der Gemeindevertretung wurde der Inhalt der
Chronik mitgeteilt und zur Unterschrift vorgelegt.

Boke, den 7. Januar 1907.

Der Vorsteher:               Die Gemeindevertretung:
Schäfermeyer                     H.Groepper
                                         Jostmeier
                                         Beine
                                         Neisemeier

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