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14.10.2025
Lippedorf Boke

Chronikauszug des Jahres 1907

Die folgenden Blätter stellen einen Auszug aus der Boker Chronik (Chronik Boke I) des Jahres 1907 dar.

Bei der Übertragung der Originalschriften in die heutige Druckschrift wurde die Struktur der Chronik möglichst beibehalten.
Eine Seite des handschriftlichen Originals entspricht somit auch einer Seite in der Übertragung.
Auch die Interpunktion und die Orthographie des Originals wurde ohne Korrektur übernommen.
Was so alles in dem Jahr 1907 passierte, können Sie in dem folgenden Chronikauszug nachlesen.

[223]

1907.

In den ersten Tagen des Monats Januar Schnee und
Frost. Am 7. trat Tauwetter ein. Es blieb gelindes Wetter
bis zum 20. d. Mts. Am 17. Januar brannte das Wohnhaus
nebst Stallgebäude des Ackerwirts Joseph Ludwig, (genannt
Noverjohann) zu Heitwinkel gänzlich nieder. Vieh
und der größte Teil Mobilar ist gerettet worden. Der
übrige Schaden ist meistens durch Versicherung ge=
deckt. Den 21. d. Mts. starker Ostwind, welcher un=
gewöhnliches Frostwetter für mehrere Tage
brachte. Am 22. zeigte das Thermometer 14 % C.
Am 21 Januar fand die Wahl zum Reichstage statt.
Von 224 Wahlberechtigten übten 212 ihr Wahlrecht
aus. Sämtliche Stimmen lauteten s auf den
Kandidaten Herrn Landrat von Savigny in
Büren. -Ende Febru Januar stellte sich
kaltes Wetter ein.
Anfangs Februar starker Schneefall, dann hell
und kalt. Den 17. 18 u. 19 sehr stürmisch. Am 20
Schneegestöber u. den 21. orkanähnlicher Sturm.
Am 23. starker Schneefall. Dieser Schnee blieb
liegen bis in den Monat März hinein.
Den 12 März trat starkes Tauwetter ein,
sodaß die Lippe für mehrere Tage aus ihren
Ufern trat und die umliegenden Wiesen und
Felder unter Wasser setzte. Ende März
schönes Wetter.
Anfangs April angenehmes, gelindes Wetter, die
Obstbäume fingen an zu blühen. Kirsch= Pflau=
men und Bimbäume blühten reichlich. Apfel=
bäume hatten vielfach wenige Blüten, einzelne
Bäume hatten keine Blüten. In der zweiten

[224]

Hälfte des April immer kalter Nordwind mit
ziemlich kalten Nächten. Die Weiden und Wie=
sen zeigten noch wenig Gras.
Im Mai waren die ersten Tage recht stür=
misch und für die vegetation recht ungünstig.
Am 8 u. 9. Mai stellten sich mehrere starke
Gewitter ein; brachten aber auch gedeihlichen
Regen. Den 10 u. 11 Mai sehr warm. Das
Thermometer zeigte 28 % C. - In der Nacht
vom 19 auf den 20 Mai starker Frost, wodurch
viele Kartoffeln und besonders Bohnen
stark gelitten haben. Bohnen sind vielfach
neu gepflanzt worden. Am 26 Mai ge=
witterhaft, dann einige Tage gedeihlicher
Regen.
Am 12. Juni fand die Volks= und die Gewerbezäh=
lung statt. Die Gemeinde Boke hat 502 männliche
und 469 weibliche Sa 971 Einwohner.
Vom 15. bis zum 27. ds. Mts. meist bedeckter
Himmel, kalter Wind und regnerisch. Am
28. sehr heiß, nachmittags ein schweres
Gewitter mit Hagel. Auch am 29. Juni
Gewitter mit starkem Regen. Daher sehr
günstiges Wetter zum Pflanzenlegen.
Der ganze Monat Juli war regnerisch und
kalt, deshalb ist viel Heu naß und nahe

[225]

dem Verderben eingefahren. - Anfangs August konnte
mit der Roggenernte begonnen werden. Der Ertrag die=
ser Ernte war hier auf dem Sandboden befriedigend, so=
wohl an Stroh als auch an Körner. Leider ist wegen des an=
haltenden Regenwetters viel Roggen naß eingefahren.
Der Monat September hatte nur gutes Wetter. Die Grum=
meternte war deshalb eine gute und hat in etwa
die schlechte Heuernte ersetzt. Ende ds. Mts. begann
die Kartoffelnernte, welche ebenfalls befriedigend war.
Am 1. Oktober ein ziemlich schweres Gewitter mit
gedeihlichen Regen. Die Kartoffelnernte konnte
gut zu Ende gebracht und die Aussaat des Roggens
gut ausgeführt werden. Die Grünfrucht, als
Lupinen, Seradella, Sporgel und Stoppelrüben hatten
einen guten Stand.
In der ersten Hälfte des November war die Wit=
terung stürmisch und regnerisch und dann mildes
Wetter bis zu Ende des Monats.
Anfang Dezember mildes Wetter. Am 16. trat Frost
ein; 27 kalt und am 28 und 29. starker Schneefall.
Am 2. Dezember allgemeine Viehzählung. Das
Ergebnis derselben war: 96 Pferde 688 Stück
Rindvieh, 1097 Schafe, 1019 Schweine, 38 Ziegen,
3816 Stück Federvieh und 45 Bienenstöcke. An
Schlachtungen ohne Fleischbeschau wurden
95 Schweine geschlachtet.
Der Gemeindehaushaltsplan war in Einnahme
und Ausgabe auf 13400 Mark festgesetzt.
In diesem Jahre sind 35 Geburten, 19 Sterbefälle

[226]

und 11 Eheschließungen vorgekommen.
Die Martini Markt= und Fruchtpreise betrugen
für den Doppelzentner:

Weizen           .....        22,00   Mark
Roggen          .....        21,00   ”
Gerste            ....        20,80    ”
Hafer             .....        12,50    ”
Kartoffeln       .....         5,20     ”

Der Gemeindevertretung wurde der Inhalt
der Chronik mitgeteilt und zur Unterschrift vorgelegt.

Boke, den 5. Januar 1908.

Der Vorsteher:                      Die Gemeindevertretung:
Schäfermeyer                             Beine  Jostmeier.
                                                 Hüser  Pottmeier

 

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