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14.10.2025
Lippedorf Boke

Chronikauszug des Jahres 1908

Die folgenden Blätter stellen einen Auszug aus der Boker Chronik (Chronik Boke I) des Jahres 1908 dar.

Bei der Übertragung der Originalschriften in die heutige Druckschrift wurde die Struktur der Chronik möglichst beibehalten.
Eine Seite des handschriftlichen Originals entspricht somit auch einer Seite in der Übertragung.
Auch die Interpunktion und die Orthographie des Originals wurde ohne Korrektur übernommen.
Was so alles in dem Jahr 1908 passierte, können Sie in dem folgenden Chronikauszug nachlesen.

[227]

1908.

In den ersten Tagen des Monats Januar starker
Frost 15 - 16 %. Am 7 Januar Tauwetter. Bis Ende
des Mts. gelinder Frost mit Tauwetter am Tage.
Am 1 Februar Schneefall und Frost. Mitte des Mts.
regnerisch. Vom 23 auf 24. ein ziemlich schweres
Gewitter mit starkem orkanähnlichen Sturm.
Anfangs März gelindes Frostwetter. Am 12. d. Mts.
starker Regen, darauf am 13 und 14. Schneefall.
In der zweiten Hälfte des Mts. trockenes Wetter
mit Frost und scharfem Ostwinde.
Am 1. April Schneegestöber; dann mehrere Tage
scharfer Ostwind. Die übrigen Tage kalt und reg=
nerisch. Folge dessen konnten sich die Obstblüten
nicht entwickeln. Die Wiesen blieben noch
kahl und öde. – Am 1. April trat das neue
Schulunterhaltungsgesetz in Kraft.
Der Monat Mai brachte warme Tage. Die
Wiesen zeichten bald üppigen Graswuchs,
die Feldfrüchte entwickelten sich sehr rasch.
Die Obstbäume standen bald in schönster Blüte,
sind ohne Frostschaden ausgeblüht und ver=
sprachen eine reiche Ernte. Doch bald zeichten
sich an vielen Bäumen Rauppen, welche
an den Bäumen Blätter und angesetzten
Früchte verzehrten. Ebenso haben die Rau=
pen den Eichbäumen sehr geschadet. Am
23 - 24 und 25 Mai starker Regen, so daß die
Lippe sehr anschwoll und zum Austritt drohte,
Alle Früchte; besonders Roggen, stehen gut
und versprechen eine reiche Ernte.

[228]

Am 2. Juni nachmittags ein schweres Gewitter
Der Blitz schlug in eine Eiche auf dem Gehöfte
des Ackerwirts Benedikt Hüser zu Untereichen.
Sonst brachte das Gewitter gedeihlichen Regen.
Beginn der Heuernte. Die Wiesen lieferten
einen reichlichen Ertrag. Das Heuwetter ist
gut. Auch ist die Witterung zum Pflanzenle=
gen günstig. Am 16. d. Mts. fand in Pa=
derborn die Wahl für das Abgeordneten=
haus statt. Sämtliche Stimmen haben sich
auf die beiden früheren Abgeordneten
Herrn Landrat von Savigny in Büren
und den Landwirt Humann in
Neuenkirchen Kr. Wiedenbrück, vereinigt.
Am 27. ds. Mts. wurden die Grundstücke von
dem Gute Espenlake zum Verkaufe ausgestellt
In der sogenannten Weide wurden pro 25 ar.183
800 – 900 Mark gezahlt. Die Wiesen auf dem
Amthause pro 25 ar 600 bis 800 Mark und auf
dem Bokerkampe mit 600 bis 750 Mark. Ende
des Monat war es sehr trockene Witterung; alle
Früchte verlangten nach Regen.
Auch in der ersten Hälfte des Monats Juli blieb
der Regen aus. Am 14. Juli gewitterhaft, dann
einige Tage dunkel. Mitte Juli begann schon
die Roggenernte, der Roggen wurde trocken
eingefahren und lieferte sowohl an Körnern
als auch an Stroh einen befriedigenden
Ertrag. Auch die Heuernte war befriedigend

__________________________________
183 Wissen Für Alle: „ ... = 100qm; 100 Ar = 1 Hektar.“

[229]

Ende des Monats kam mit einigen Gewittern ergiebiger
Regen, so daß die Nachfrüchte Lupinen, Seradella, Rübsamen
gut aufgehen und sich entwickeln konnten.
Am 10. August wurde das Schützenfest gefeiert. In
der 2ten Hälfte des August regnerisch. Der Hafer war
vereinzelt ausgewachsen. Am 30. August ein zie[m]lich
schweres Gewitter, welches in der Bauerschaft Heit=
winkel durch Hagel einigen Schaden angerichtet
hat. – Anfangs September viel Regen; dann
gutes Wetter, so daß der Grummet bald unter
Dach kam. Die Kartoffelernte welche dann begann
befriedigte auf einigen Kartoffelfeldern nicht
ganz. Die erste Hälfte des Oktober war wie=
der sehr trocken. Am 20. 21 u. 22 Oktober Nachts
starker Frost. Das Thermometer zeigte 5 % unter 0.
Runkeln und Kolrabien waren größtenteils
erfroren. Am 24 u. 25 d. Mts. Schnee, dann
                     und trockenes
trat wieder warmes  |  Wetter ein. D Dieses
hielt leider bis in den Monat November
an, der gesäete Rogen konnte kaum
aufgehen. Am 12 November kam der
lang ersehnte Regen freilich für den
gesäeten Roggen immer zu wenig.
Am 1. Dezember war Viehzählung. Das
Ergebnis war: 84 Pferde, 585 Stück Rindvieh,
1312 Schafe und 734 leb. Schweine.
Der Gemeindehaushaltungsplan war in Einnah=
me und Ausgabe auf 13400 Mark festgesetzt.
In diesem Jahre sind 31 Geburten, 17 Sterbe=
fälle und 2 Trauungen vorgekommen.

Die

[230]

Die Martini= Markt und Fruchtpreise betrugen
für den Doppelzentner:

Weizen      .....    22,20  Mark
Roggen     .....    20,60   ”
Gerste       .....    17,25   ”
Hafer         .....    14,00  ”
Kartoffel    .....      5,60   ”

Der Gemeindevertretung wurde der Inhalt
der Chronik mitgeteilt und zur Unterschrift
vorgelegt.

Boke, den 4. Januar 1909.

Der Vorsteher:                   Die Gemeindevertretung:
Schäfermeyer                               Jostmeier.
           Beine                                Hüser
                                                   Pottmeier

 

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