Online-Übersetzer
14.10.2025
Lippedorf Boke

Chronikauszug des Jahres 1910

Die folgenden Blätter stellen einen Auszug aus der Boker Chronik (Chronik Boke I) des Jahres 1910 dar.

Bei der Übertragung der Originalschriften in die heutige Druckschrift wurde die Struktur der Chronik möglichst beibehalten.
Eine Seite des handschriftlichen Originals entspricht somit auch einer Seite in der Übertragung.
Auch die Interpunktion und die Orthographie des Originals wurde ohne Korrektur übernommen.
Was so alles in dem Jahr 1910 passierte, können Sie in dem folgenden Chronikauszug nachlesen.

[236]

1910

Die gelinde Witterung der letzten Monate
des verflossenen Jahres ging auch in das neue
Jahr 1910 über, und hielt bis zum 10. Januar an.
Am11. Januar kam ein ziemlich schweres
Gewitter, welches mit Sturm, Schnee und Regen
begleitet war. Die zweite Hälfte des Mts.
wechselte mit Regen, auch teilweise mit
Schnee und gelindem Frost ab. Am 28 u 29
Januar ein mächtiger Sturm.
Februar gelinde, nur an einigen Tagen
stürmisch, Regen und Schnee.
Im März meist Ostwind, sonst ge=
lindes, gutes Wetter. Am 10. März
wurde der Neubau der Schule ver=
geben. Der Kostenanschlag lautete
auf 13000 Mark. Die Maurerarbeit
erhielt der Bauunternehmer Bernhard
Köthenbürger aus Paderborn, die
Zimmerarbeit der Zimmermann Hermann
Wolke zu Boke und die Tischlerarbeit, der
Tischler Flottmeier aus Holsen.
Am 19. März fand in Paderborn die
Bischofsweihe des neugewählten Bischofs Dr.
Karl Joseph Schulte durch Sr Eminenz
dem Karninal192 und Erzbischof Fischer

__________________________
192 Offensichtlich ein Flüchtigkeitsfehler des Chronisten; gemeint ist wohl Kardinal.

[237]

von Köln unter Assistenz der Hochw. Bischöfe von Mün=
ster und Trier statt. – An den Ostertagen, den 27 u.
28 März außergewöhnlich gutes Wetter. Das Thermo=
meter zeigte 18 – 20 % Wärme.
Im ganzen Monat April war die Witterung mit
weniger Ausnahme kalt und viele Nachtfröste.
Die Obstblüte blieb deshalb sehr zurück. In den
letzten Tagen des Mts. viel Regen. Die Vieh=
preise besonders der jungen Schweine war in
diesem Frühjahre besonders hoch. Sechs Wochen
alte Ferkeln kostete das Paar 48 – 60 Mark.
Anfangs Mai viel Regen und kalt, so daß sich
die Winterfrüchte schlecht entwickelten. Die Wie=
sen und Weiden waren noch trocken. Am
14. Mai ein sehr schweres Gewitter. Dem
Ackerwirt Franz Beisler zu Untereichen
wurde eine Kuh im Weidekampe vom
Blitze erschlagen. Das Gewitter hat einen
Umschlag in der Te[m]paratur gebracht. Es
wurde wärmer und die Vegetation
der Früchte entwickelten sich zusehens.
Ende Mai begannen in den Kanalwie=
sen die Grasverkäufe. Das Gras in gegen
das Vorjahr im Ganzen etwas billiger.
Vom 3. bis 13. Juni jeden Nachmittag von
Südosten her schwere Gewitter mit starkem
Regen und auch vielfach mit Hagel vermischt.

[238]

Am 13. nachmittags war das Gewitter hier beson=
ders heftig; der Blitz ist in mehrere Pappeln
und Eichbäume geschlagen. An den Feld=
früchten, Roggen, Hafer etc. haben die Ge=
witter hier zum Glück keinen Schaden
gebracht. – Am 16. Juni fand die Haushebung
des neuen Schulgebäudes statt.Vom 14 bis 21 Juni
besonders gutes Wetter; zunächst zum Pflanzenle=
gen von Runkeln= und Kolorabipflanzen und
auch gutes Heuwetter. Den 22 d. Mts. wieder
ein sehr schweres Gewitter mit gewaltigem Regen.
Es blieb regnerisch bis zum Ende des Monats.
Der 25 Juni war ein Freudentag. Der Hochw.
Bischof von Paderborn hielt hier seinen Ein=
zug, um das hl. Sakrament der Firmung zu
spenden. Der Hochw. Herr wurde von der
Pfarrgrenze von 124 Radfahrern und 36. Reitern
feierlich abgeholt. In Bentfeld, Anreppen und
in Boke waren viele Ehrenbogen errichtet
worden. Besonders schön war die Kirche und der
Kirchplatz geschmückt. Nachmittags reiste der
Hochw. Herr wieder nach Paderborn und wur=
de von der gleichen Zahl Radfahrern und
Reitern bis zur Grenze der Pfarre begleitet.
Anfangs Juli nur Regentage, so daß viel Heu
und Klee, wenn nicht ganz verdorben, so doch naß
eingefahren ist. Am 13. d. Mts Abends von Osten her
ein schweres Gewitter. Bei Pahlsmeier Untereichen
schlug der Blitz in zwei hohe Pappeln. Am 16 u. 17.

[239]

Juli gutes Wetter. Am 21. Sturm und am 22. abends ein schweres
Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen, so daß am folgenden
Tage die Lippe aus den Ufern trat. Zum Glück war das Heu
von den Lippewiesen eingeerntet.
Nachdem es am 3. August 12 Stunden ununterbrochen regne=
te trat gutes Wetter ein bis zur Hälfte des Mts. Die
zweite Hälfte Der Roggen wurde gemäht und auch bald
eingefahren. Die zweite Hälfte des Mts. wechselte mit
Regen und einigen Gewittern ab. Die Roggenernte
ist zur Zufriedenheit ausgefallen.
Anfangs September viel Regen, worunter die Grum=
meternte sehr zu leiden hatte. 15 – 18 Sept. schönes
Heuwetter. 19 und 20 starker Regen; dann bis Ende
gute Witterung. Ende des Mts. begann die Kartof=
felnernte. Wegen des nassen Sommers befrie=
digte diese Ernte nicht. Die Knollen waren klein
und vielfach faul. Die Herbstfrucht als Spörgel, Rüben
und besonders Seradella hatten einen vorzüglichen
Stand.
Der Monat Oktober brachte viele warme Tage und
trockene Witterung bis zum Ende des Mts. Der noch
rückständige Grummet konnte sehr trocken einge=
fahren werden.
Am 1. November stand das Barometer sehr tief unter
Sturm Sturm. Den 7. Nov. nachmittags ein Gewitter
mit Schneegestöber. Den 22. November feiereten
die Eheleute Gast= und Landwirt Friedrich Leiwes=
meier und Theresia geb. Gröpper zu Boke=
Heitwinkel das seltene Fest der goldenen Hoch=
zeit im Kreise ihrer Kinder und Enkelkinder.
Das Jubelpaar ist noch recht gesund und geistig frisch. Von

[240]

Von Sr. Majestät und |des Kaisers und Königs Wihelm II. wur=
de ihm die Ehejubiläumsmedalie verliehen und vom
Herrn Pfarrer Liedhegener mit einer entsprechen=
den Ansprache feierlichst überreicht. Am Morgen
des Festtages war in der Pfarrkirche ein feierli=
ches Hochamt, we in welchem das Jubelpaar z die
hl. Kommunion empfingen. – Am 28. d. Mts
wurde das neue Schulhaus und das Schulzimmer
eingeweiht. Der Weiheakt war sehr feierlich. Am
folgenden Tage wurde das Schulzimmer in Gebrauch
genommen.
Im Dezember war die Witterung anfangs reg=
nerisch, dann den ganzen Monat hindurch
gelinde ohne Frost und Schnee.
Bei der Volkszählung am 1. Dezember cur.193
womit eine Viehzählung verbunden war,
wurde in 178 Wohnhäusern 503 männliche
488 weibliche Sa 991 Personen gezählt.
Die Viehzählung ergab 103 Pferde 663
Rinder, 439 Schafe und 961 Schweine.
Der Gemeindehaushaltungsplan war in Ein=
nahme und Ausgabe auf 15480 Mark festgesetzt.
In diesem Jahre sind 30 Geburten, 13 Sterbefälle
und 5 Trauungen vorgekommen.
Die Martini Mar[k]t und Fruchtpreise betru=
gen für den Doppelzentner:

Weizen     .....     19 Mark   40 Pf.
Roggen    .....     16   “       50.

__________________________

193 Duden, S. 190: „currentis ... (veralt. für: '[des] laufenden' [Jahres, Monats]; Abk.: cr.)“.

[241]

Gerste       .....    17. Mark   20 Pf.
Hafer        .....    15   “         50 “
Kartoffeln  .....     7   “         20 “

Der Gemeindevertretung wurde der Inhalt der
Chronik mitgeteilt und zur Unterschrift vorgelegt.

Boke, den 4. Januar 1911.

Der Vorsteher:                Die Gemeindevertretung:
Schäfermeyer                        Hüser   Jostmeier.
Groepper

Copyright © 2025 Heimatverein Boke e. V.  Boker Wappen   Alle Rechte vorbehalten
Joomla! ist freie, unter der GNU/GPL-Lizenz veröffentlichte Software.

Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, andere helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten.
Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.