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14.10.2025
Lippedorf Boke

Chronikauszug des Jahres 1911

Die folgenden Blätter stellen einen Auszug aus der Boker Chronik (Chronik Boke I) des Jahres 1911 dar.

Bei der Übertragung der Originalschriften in die heutige Druckschrift wurde die Struktur der Chronik möglichst beibehalten.
Eine Seite des handschriftlichen Originals entspricht somit auch einer Seite in der Übertragung.
Auch die Interpunktion und die Orthographie des Originals wurde ohne Korrektur übernommen.
Was so alles in dem Jahr 1911 passierte, können Sie in dem folgenden Chronikauszug nachlesen.

[242]

1911.

     Im Monat Januar war die Witterung gelinde,
meist ohne Frost; nur am 13 d. Mts. Schnee, der aber
bald wieder auftaute.
Anfangs Februar einige Tage Frost, dann
wieder gelinde. Ende des Monats viel
Regen. Am 6. Februar ist der Neubauer
Stephan Fieren zu Untereichen in der
Wirtschaft Anton Pamme, in der er
abends von einer Reise von Geseke
und Salzkotten einkehrte, plötzlich ge=
storben.
Anfangs März war mehrere Tage sehr
stürmisches Wetter. Vom 11. März an
trockenes und schönes Frühlingswetter.
Am 1. und 2 April sehr warmes Wet=
ter. Am 3. d. Mts starker Umschlag, sogar
Schneegestöber. 4. 5. 6 April Schnee, starker
Ostwind, Nachts 2 – 3 % Cel. unter Null.
Viele kalten Nächte haben den Obstblüten
und auch manchen Gartenfrüchten ge=
schadet. Den 9. 10 u. 11. Apr. recht warm,
Ende des Mts. trockenes Wetter.
Der Mai hatte nur scharfe Ostwinde, wo=
durch eine große Dürre entstand. Die
Weiden fingen an trocken zu werden.
Am 17. kam der lang ersehnte Regen,

[243]

mit starkem Winde, so daß sich viel Roggen legte.
In diesem Monate (11) wurde die hiesige Kaplanei=
stelle wieder besetzt. Der Herr Seminar=Priester
Heinrich Happe gebürtig aus Dortmund wurde
Inhaber der Stelle.
Anfangs Juni begann auf den Kanalwiesen
die Heuernte. Der Stand des Grases ist gut und ver=
schiedentlich nicht so teuer wie im vorigen Jahre.
Anfang des Mts. gutes Heuwetter. Am 9. setzte
Regen ein; den 19 Abends ein Gewitter mit an=
haltendem Regen. Jetzt besonders gutes Wetter
zum Legen der Pflanzen als Runkeln, Kabst194
und Kolrabi.
Im Juli nur heißes Wetter. Die ganz[e] Natur sehnt
sich nach Regen. Am 14. d. Mts. brannte das
frühere Schmied=Dierkssche Wohnhaus gänzlich
nieder. Das Haus wurde von einem nach
hier gezogenen Handelsmann Mühlenbach
und dem Tagelöhner Konrad Heitmar be=
wohnt. Leider ist diesen Leuten bereits das
ganze Mobilar aufgebrannt. Ersterer hatte
versichert, letzterer nicht. Am 23. Juli ist
dem Ackerwirt Joseph Geesmeier zu Heitwin=
kel im Weidekampe ein wertvolles Rind
am Blitzschlage verendet. An diesem Tage
herrschte eine solche Hitze über 30 % C, daß alte
Leute sich nicht erinner[n] je eine solche Wärme
erlebt zu haben. – 25. Juli, nachts ein Gewitter
mit starkem Regen. Am 26 u. 27 mehrere Gewitter

__________________________
194 Mundartlich für „Kappes ... (westd. für: Weißkohl)“; vgl. Duden, S. 370.

[244]

aber ohne Regen. Am 3. August, abends ein
sehr schweres Gewitter. Der Blitz schlug in die Scheu=
ne des Wirts Johannes Kiffe. Das Gebäude vollstän=
dig niedergebrannt. Zum [Glück] war das Gewitter
mit heftigen Regen begleitet, sonst wäre sicher
das Wohnhaus und womöglich auch die Knaben=
schule Raub der Flammen geworden. Bei
Leiwesmeier Untereichen ist am selben Abende der
Blitz in eine Eiche geschlagen. Sonst war
der ganz[e] Monat trocken und sehr heiß. Die Rog=
[gen]ernte wurde im August beendet. Der Er=
trag hat allgemein befriedigt. Die große
Dürre hielt auch anfangs September noch
an; viele Brunnen waren versiegt. Die
Viehweiden waren gänzlich vertrocknet.
Am 16. September nachts starker Frost; sämt=
liches Kartoffelnlaub stand erfroren da.
Ende September ließ die Hitze merklich nach
und mehrere Regenschauer gingen hernie=
der. Leider kam der Regen für die Herbst=
früchte Seradelle, Spörgel und Stoppelrüben
zu spät. – Der Monat Oktober war anfangs
regnerisch und die Viehweiden wurden
wieder grün, so daß das Vieh noch lange
auf die Weiden getrieben werden konnte.
Die Kartoffelnernte wurde im Oktober
vollenden. Auf niedrig gelegenen Boden
war die Ernte eine recht ergiebige.
 

[245]

Am 28. November brannte das Haus des Ackerers Karl Griese
zu Heitwinkel bis auf die Umfassungsmauer nieder.
Im Dezember immer gelindes Wetter, ohne Frost und
Schnee. – Bei der am 1. Dezember stattgefundenen
Viehzählung wurden 108 Pferde, 768 Rinder, 559
Schäfe und 1078 Schweine gezählt.
Der Gemeinde Haushaltungsplan war in Ein=
nahme und Ausgabe auf 15480 Mark festgesetzt.
In diesem Jahre sind Geburten 31, Sterbefälle 17
und 5 Trauungen vorgekommen.
Die Martini Markt und Fruchtpreise betrugen
für den Doppelzentner wie folgt:

Weizen      .....     18,50     Mark
Roggen     .....     16,75     ”
Gerste       .....     16,50     ”
Hafer        .....     18,80     ”
Kartoffeln  .....      7,00      ”

Der Gemeindevertretung wurde der Inhalt
der Chronik mitgeteilt und zur Unterschrift
vorgelegt.

Boke, den 10. Januar 1912.

Der Vorsteher:                 Die Gemeindevertretung.
Schäfermeyer                   Leiwesmeier  Jostmeier.
                                       Pottmeier

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